Beiträge zum Thema “Geschichte”
Der Unzufriedene Mensch findet keinen bequemen Stuhl
Die erhaltenen Gegenstände unser lieben AV Frisia aus der Gründungszeit und den Jahren vor 1914 sind leider nicht sehr zahlreich. Zwei Weltkriege und die Zeit des Verbotes der Aktivität führten zu großen Verlusten. Um so mehr erfreuten sich alle Aktiven an den wenigen verbliebenen Stühlen aus dem ersten Frisenhaus, die bis heute nicht nur als museale Anschauungsobjekte dienen, sondern fast täglich und besonders bei Kneipen und Konventen benutzt werden. Alle ehemaligen Senioren werden sich an das erhebende Gefühl erinnern, auf dem thronartigen »Consenioratsstuhl« Platz nehmen zu dürfen. Doch die langen Jahre und der nicht immer achtsame Umgang haben ihre Spuren hinterlassen. Das lederne Sitzpolster des einzig verbliebenen Chargensessels war durchgesessen, die Lehnenbespannung beschädigt und spröde. Bei fast allen Kneipstühlen waren die Sitzflächen lose, teilweise unsachgemäß repariert und die Stühle „aus dem Leim". Die Beizung war größtenteils abgescheuert, die Füße beschädigten das Parkett, weil Gleiter fehlten oder kaputt waren. Die Stifter und Stifterinnen (!) der Stühle wären wohl wenig erfreut, wenn sie den teilwise erbärmlichen Zustand ihrer handgefertigten und geschnitzten Geschenke an die Frisia gesehen hätten. Doch nun sind alle wieder präsentabel! Ein auf Möbelbau und Restauration spezialisiertes Unternehmen am Niederrhein hat alle Stühle vorbildlich wiederaufgearbeitet. Die geprägte und bemalte Lederbespannung wurde selbstverständlich belassen, ebenso wie die Sitzfläche, so dass dass ansehnliche Alter des Mobiliars erkennbar bleibt. Alle Lederapplikationen wurden geölt und der Aktivität eine Pflegeempfehlung übergeben. Die Holzelement wurden komplett neu verleimt, gezapft und gebeizt. Sogar einzelne fehlende Holzelteile wurden fachgerecht ersetzt und die Gravuren restauriert.
Bücherverbrennung
In der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung waren am 13. Mai 1992 und am 8. Mai 2023 Beiträge zur Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 erschienen, die die hannoversche Studentenschaft »wider den Undeutschen Geist« durchgeführt hatte. In dem erstgenannten Zeitungsbeitrag war davon die Rede, dass
lediglich eine katholische deutsche Studentenverbindung, Frisia
bei der Aktion nicht mitgemacht hätte. Diese Aussage wurde auf dem 90. Stiftungsfest mit Begeisterung aufgenommen. So rühmlich eine Verweigerung der Frisia gewesen wäre: der Text in der Zeitung war falsch, er beruhte auf einer mangelhaften Recherche des Autors. Im Frisen-Nachrichtenblatt vom Sommer 1933 berichtete z.B. der damalige Senior August Kuhn:
Franz Mollenhauer: ein Frise im KZ
Franz Mollenhauer, geboren am 31. Mai 1883, entstammte einer Familie von Instrumentenbauern in Fulda, seit 1822 bis heute 11 Personen. Er schloss sich aber nicht der Familientradition an, sondern begann 1905 das Ingenieur-Studium in Hannover und trat am 2. Mai 1905 der Frisia bei. Der Frise Otto Ley, der 3 Jahre vor Franz an der Fuldaer Oberrealschule das Abitur gemacht hatte, dürfte ihn auf Frisia aufmerksam gemacht haben. Ab 1906 setzte Franz sein Studium aber in Danzig fort und trat bei Baltia ein, wo er xxx und FM wurde. Seine Examensarbeit 1913 behandelte einen Schifffahrtskanal, die folgende Tätigkeit bei der Regierung Danzig bis zum Baumeister-Examen 1919 galt Hafenbauten in der Danziger Bucht und dem Abschlusswerk der Nogat. 1916-1918 leistete er Militärdienst beim Somme-Seitenkanal. Danach schlossen Arbeiten in Konstruktionsbüros für den Industriebau in Zoppot und Danzig an. Mit der Wahl 1923 als Stadtbaurat in Marienburg verlagerten sich seine Tätigkeiten auf Städtebau, Wiederherstellung des mittelalterlichen Stadtbildes und kommunalen Hochbau, u.a. auf Siedlungsbau, Flughafen, Stadthalle und Schulen; sein Entwurf war das Grenzland-Rathaus, das seinerzeit Aufsehen erregte.
Über ein Portraitfoto und ein Kautschukinstitut
Carte de Visite – Portraitfotos sind wunderbare Andenken und halten Momentaufnahmen für die Ewigkeit fest.
Insbesondere ältere Potrtraitfotos sind daher umso bedeutsamer im Kurs und beliebte »Ware« unter den Studentika-Händlern. Es verwundert daher nicht, dass mit einer Regelmäßigkeit auch Konvolute mit Frisia-Vergangenheit auf den Online-Auktionsseiten der Republik offeriert werden.
Bbr. Johannes Arnold ist hier besonders aufmerksam und ihm ist es zu verdanken, dass insbesondere im Sommersemester 2020 bedeutende Stücke ihren Weg in die Oeltzenstraße gefunden haben.