Roadtrip in Schottland
Von Hermann Brickwedde
- 3 Minuten - 608 WörterIch erinnere mich noch wage an die Zeit vor meiner Burschungsprüfung, dass zur Erklärung des Namens unserer Verbindung mir sinngemäß folgendes gesagt wurde:
Unsere Gründer kamen aus Westfalen, eine CV Verbindung dieses Namens gab es jedoch bereits in Tübingen. Da aber die Menschen im Friesland den Charaktereigenschaften nach den Westfalen sehr ähnlich sind, nannten wir uns daher kurzum AV Frisia.
Und welches Wesen ist es nun, das den Westfalen und der friesischen Bevölkerung gemein ist? Es sei unter anderem eine gewisse Sturheit.
Mit dieser Erkenntnis im Hinterkopf muss man nicht einmal den Mel Gibson Klassiker Braveheart geschaut haben, um zu wissen, welches Reiseziel für uns Bundesbrüder naheliegt. Zumal der Frise an sich darüber hinaus auch gemütliche Orte des Konsums von Bier und anderen ähnlich ehrbaren Getränken schätzt. Es sollte nach Schottland gehen.
Und so trafen wir uns im April 2022 am Hauptstadtflughafen BER und bestiegen den Flieger Richtung Edinburgh. Wir wollten jedoch nicht nur den Pubs der schottischen Hauptstadt einen Besuch abstatten. Unser Ziel war es, den nördlichsten Teil des Vereinigten Königreichs und seine atemberaubende Landschaft im Zuge eines Roadtrips kennen zu lernen.
Dennoch blieben wir die ersten Tage in Edinburgh. Wir besichtigten das Castle mit der One O’Clock Gun, welche seit 1861 um Punkt 13:00 Uhr einen Kanonenschuss abfeuert, um den Seefahrern der damaligen Zeit eine präzise Navigation zu ermöglichen. Neben der Entdeckung der engen und vor allem steilen Gassen rund um die Royal Mile und den St. Andrew Square Garden, betätigten wir uns auch körperlich. So erklommen wir den 251 m hohen Arthur’s Seat, welcher vulkanischen Ursprungs ist und markant direkt in Edinburgh liegt.
Die bereits erwähnten steilen Gassen und die durchaus anstrengende Besteigung des Hausbergs der Hauptstadt, führten selbstverständlich dazu, dass auch die kulinarischen Spezialitäten Schottlands auf unserer Erkundung durch die Stadt keinen geringen Stellenwert einnahmen. Einige Gerichte wie Haggis, welches aus dem Magen eines Schafes besteht und mit Innereien gefüllt ist, muten recht gewöhnungsbedürftig an, sind aber durchaus empfehlenswert. Auch das lokale Bier kann – obwohl ohne Krone gezapft – absolut mit dem mithalten, welches wir vom Frisenhaus gewöhnt sind.
Nach drei Tagen zogen wir dann mit dem Auto weiter, was aufgrund des Linksverkehrs in Schottland einen gewissen Abenteuercharakter hatte. Nach einem Zwischenstopp am Stirling Castle, welches zwischen 1100 und 1685 eine der Hauptresidenzen der schottischen Könige gewesen ist, führte unser Weg an der Nordsee entlang Richtung Aberdeen im Norden dieses rauen Landes mit seinen beeindruckenden Steilküsten. Der Bow Fiddle Rock in Portknockie ist hierbei sicherlich als Highlight herauszustellen.
Doch auch eines der bekanntesten Exportgüter Schottlands – den Scotch – machten wir zu einem Zwischenstopp auf unserem Roadtrip. So besichtigten wir eine der größten Whiskybrennereien des Landes, Glen Moray bei Elgin. Über 3,3 Millionen Liter Speyside Whisky jährlich werden hier produziert und in die ganze Welt geliefert. Dementsprechend eindrucksvoll zeigte sich die Besichtigung der Brennerei. Wie ich feststellen konnte, ist auch mein eigenes Getränkeregal mit einer Flasche Glen Moray ausgestattet. Und wie es gute Sitte ist, gehörte selbstverständlich auch eine umfassende Verköstigung des goldgelben Getränks mit zu unserem Besuch.
Eine der letzten Zwischenstationen legten wir in Inverness an der Mündung des Flusses Ness ein, welcher vom weltberühmten Loch Ness seinen Ursprung nimmt. Auf dem Rückweg von der nördlichsten »City« im Vereinigten Königreich, wo im 11. Jahrhundert der durch Shakespeare bekannt gewordene Macbeth regierte, durchquerten wir die Highlands mit ihrer rauen Kulisse. Dabei durfte natürlich auch der Besuch eines jener Lochs nicht fehlen, welche in den Highlands zuhauf vorkommen. Wir machten Halt am Loch Laggan, wo wir ein Gefühl für die schroffe Landschaft des schottischen Nordens gewinnen konnten.
Das Ende unseres sechstätigen Trips stellte dann wieder Edinburgh dar, von wo aus wir den Heimflug antraten.