Geschichte der AV Frisia
Vorfeld und Gründung
Wie an vielen Hochschulen Deutschlands wuchs auch an der Technischen Hochschule Hannover um die Jahrhundertwende mit dem wirtschaftlichen Aufschwung die Zahl der Studenten und studentischen Vereinigungen an. So zog es auch viele katholische Studenten und CV-angehörige aus Berlin, Münster, München etc. nach Hannover, welche einen CV-Stammtisch ins Leben riefen. Dort keimte im Wintersemester 1901/02 die Idee auf, die erste CV-Korporation in Hannover zu gründen. Die Alten Herren Dr. Kaufmann, Fehrenberg, Dr. Wurm, der zu dieser Zeit Herausgeber der CV-Zeitschrift ACADEMIA war, Dr. Brandes und einige Alte Herren aus Hildesheim unterstützten diesen Gedanken tatkräftig.
Am 1. März 1902 wurde darauf hin in der »Hundingshütte«, dem Lokal des Stammtisches, die formelle Gründung als Akademische Verbindung Frisia mit den Prinzipien des CV vollzogen und ein Antrag an den CV auf Aufnahme als freie Verbindung gestellt. Wegen Streitigkeiten um den zuerst ins Auge gefassten Namen Guestfalia wurde der Name Frisia, allerdings mit den alten westfälischen Landesfarben grün und schwarz auf weißem Grund und dem Wahlspruch Allzeit voran! gewählt.
Zunächst hatte man zusammen mit der Turnerschaft Alania ein Haus in der Oeltzenstraße 13 angemietet. Im Sommersemester 1902 konnte der erste Fux recipiert werden und die Anzahl der Aktiven wuchs im Wintersemester 1903/04 bis auf 19 an. Trotz des Austritts dreier Mitbegründer konnte am 5. und 6. November 1902 das Publikationsfest der Frisia unter der Beteiligung vieler Vertreter der Patenverbindung Palatia Göttingen gefeiert werden.
Zeit der akademischen Kulturkämpfe
Während der Gründungszeit weitete sich der Kulturkampf auf die Hochschulebene aus. Im Sommersemester 1904 begannen auch in Hannover die Kämpfe der schlagenden Korporationen und des Ausschusses der Studentenschaft gegen die konfessionellen Verbindungen, weil die konfessionellen Verbindungen dem Liberalismus widersprächen und deren Mitglieder nicht nationalen Parteien angehörig seien. Mit dem kurz darauf an den Senat der Hochschule gestellten Antrag, die konfessionellen Korporationen generell aufzulösen, und deren Vertreter aus dem Ausschuss der Studentenschaft zu verbannen, entbrannte ein heftiger Briefwechsel. Da keine Verstöße gegen Disziplinarvorschriften vorlagen, wurde der Antrag vom Senat und dem derzeitigen Rektor Barkhausen abgelehnt.
Der Streit gipfelte in einem Streik der schlagenden Verbindungen, die anstatt die Hochschule zu besuchen, mit einem lärmenden Auszug nach Hildesheim protestierten.
Während und nach dem 1. Weltkrieg
Der 1.Weltkrieg, der auch einige Frisen das Leben kostete, beendete den sich abschwächenden Kulturkampf gänzlich. Nach dem Krieg fanden sich 10 Frisen wieder zusammen. Trotz bitterer Enttäuschung und harter Anforderungen - viele mussten als Werkstudent hart arbeiten, um ihr Studium finanzieren zu können – haben sie sich unermüdlich für die Verbindung engagiert.
Mit der Etablierung in den Gremien der Studentenschaft und der Öffnung zu anderen Gruppierungen gewann man neue Attraktivität, so dass im Wintersemester 1919/20 nicht weniger als 40 Füxe gezählt werden konnten. In diesem Semester zogen 10 Frisen nach Braunschweig, um dort die K.D.St.V. Niedersachsen Braunschweig zu begründen. Kurze Zeit später wurde auch die K.D.St.V. Teuto-Rhenania in Hannover von den Frisen gegründet.
Die Weltwirtschaftskrise stürzte viele Frisen in Not. Deshalb wurde 1932 die Frisia-Notgemeinschaft zur Hilfe in Not gekommener Frisen gegründet. Im gleichen Jahr konnte man in das selbst angekaufte Haus in der Hausmannstraße ziehen.
Wandel und Auflösung unter nationalsozialistischem Zwang
Die Nationalsozialisten, die Ende Januar 1933 die Macht übernommen hatten, missbrauchten darauf hin auch die CV-Verbindungen zur Durchsetzung ihrer ideologischen Ziele. So wurde der Gesamtaufbau des Dachverbandes streng hierarchisch neugeordnet, das damalige Heim zunächst in ein »Kameradschaftshaus der Wohngemeinschaft Frisia« umbenannt und dort sogar politische Schulungsabende zur Vermittlung nationalsozialistischer Prinzipien abgehalten. Das Ziel war die Gleichschaltung aller studentischen Vereinigungen und die Heranbildung von Akademikern zu führenden Offizieren.
Am 23. Juni 1938 wurde schließlich die AV Frisia durch die GeStaPO Hannover formell aufgelöst, das Inventar beschlagnahmt und jede weitere Aktivität untersagt. Das Haus in der Hausmannstraße musste verkauft werden. Der folgende 2. Weltkrieg kostete 20 Bundesbrüdern das Leben und legte das Haus in Schutt und Asche. Trotz des Krieges hielten einige Frisen den Kontakt untereinander durch Rundbriefe und Treffen fern der Heimat aufrecht.
Wiederbegründung und Normalisierung des Verbindungslebens
Nach dem Kriege fand sich im zerstörten Hannover ein Kreis gleichgesinnter katholischer Studenten zusammen, der sich wöchentlich mit dem Studentenpfarrer als kleine Gruppe innerhalb der Studentengemeinde traf. Nur so wurde der Bernwardkreis zunächst von der Britischen Militärregierung, die keine studentischen Verbindungen aufkeimen lassen wollte, geduldet. Aufgrund enger Kontakte zu einem Alten Herrn der Frisia, AH Happe, der der Gruppe das Korporationsleben nicht zuletzt durch die Überlassung der Satzung der früheren AV Frisia näher brachte, wollte man sich dem Altherrenverband der Frisia anschließen. Am 21. Juni 1947 wurde dieser Schritt offiziell auf der Wiederbegründungstagung in Dortmund vollzogen. So bat Wilhelm Adams als Vertreter des Bernward-Kreises um die Übernahme der Patenschaft seitens des Altherren-Verbandes. Nachdem auch die Militärregierung grünes Licht gegeben hatte, konnte am 8./9. September 1947 – gleichzeitig das 45. Stiftungsfest der Frisia und das Gründungsfest des Bernward-Kreises – gefeiert werden.
Der Frisenheimverein wurde 1949 wiederbegründet und 1953 ins Vereinsregister aufgenommen. Im gleichen Jahr erwarb man das Grundstück Oeltzenstr. 24 und tauschte es gegen das jetzige. Der Plan für das jetzige Frisenhaus wurde erhoben und die Finanzierung gesichert, so dass im Juni 1954 mit dem Bau des heutigen Frisenhauses begonnen werden konnte.
Mit einem festen und sicheren Dach über dem Kopf konnte sich damit das Verbindungsleben normalisieren. Zur Zeit der Studentenbewegung jedoch verloren Aktivitas und Altherrenschaft immer mehr den Kontakt. Aus diesem Grund wurde 1972 von Bundesbruder Franz Broer eine jährliche Tagung von Alten Herren und Aktivitas, die sogenannte Hegge-Tagung, ins Leben gerufen. Diese Tagung ist bis heute fester Bestandteil unseres Semesterprogramms geblieben.
Desweiteren brachte der langwierige Hausumbau bis über das 90. Stiftungsfest hinaus starke Turbulenzen in das Verhältnis von Aktiven und Alten Herren. Doch auch dieser Umbau konnte das Verbindungsleben nicht gänzlich ersticken. Vielmehr lässt er nun nach seinem Abschluss das Wohnen und Feiern in neuem Glanz erscheinen. abschließend bleibt zu hoffen, dass die jungen Frisengenerationen die Geschichte der Frisia so positiv weiterschreiben werden.